Die Third-Wave-Bewegung

Orte, an denen Menschen Kaffee konsumieren, gibt es viele: Zwischen traditionellen Kaffeehäusern, Bäckern mit Coffee-To-Go-Pappbechern und großen marktanteilsheischenden Ketten für die Massenabfertigung eröffnen immer mehr sogenannte „Third-Wave-Cafés“. Doch was genau steckt dahinter?

Die Basis dieser Bewegung liegt für mich in dem Bewusstsein für das Produkt, für die Zubereitung und der Liebe zum Kaffee selbst. Mit der Third-Wave Bewegung bekommen die Anbaugebiete und Kaffeefarmer, die Röstereien und das Alter der Röstung deutlich mehr Aufmerksamkeit. Durch direkten Kontakt zu den Kaffeebauern vor Ort sollen – und werden – fairere Löhne, bessere Qualität und Bedingungen gewährleistet. Darüber hinaus spielen Faktoren wie zum Beispiel die Wahl der Milch (Soja, Hafer, Mandel, etc.) eine wichtige Rolle. Ich halte es nicht für abwegig, zu behaupten, dass Third-Wave eine Lebensphilosophie ist.

Die logische Konsequenz aus einem qualitativ besseren Produkt ist, dass sich die Baristas und Kaffeeliebhaber mehr Zeit für die Zubereitung nehmen. Sie wissen die Qualität und die Arbeit, die hinter der Bohne steckt zu schätzen und zeigen das auch: Die Kaffeezubereitung gleicht einer Zeremonie und ist nicht selten als eine Kunstform anzusehen – unabhängig davon, ob ein wunderbarer reiner Filterkaffee in der Chemex-Karaffe oder ein mittels Latté Art aufwändig dekorierter Cappuccino das Ergebnis ist.

Kaffee muss hier nicht innerhalb kürzester Zeit fertig zubereitet sein, ebenso wenig muss er nicht schnell ausgetrunken sein. Das ist einer der wesentlichen Gründe dafür, dass Third-Wave-Cafés gemütliche, einladende, meistens offene und kommunikative Räumlichkeiten haben. Hier trifft man und unterhält man sich. Hier verbringt man Zeit an (s)einem Happy-Place. Ich fühle mich in den meisten Third-Wave-Cafés sehr wohl und meide seit einiger Zeit ganz bewusst Ketten und Kaffee, der aus einem Vollautomaten stammt. Der Faktor „Zeit“ (Zeit für Kaffee haben, Zeit für Kaffee nehmen) ist für mich ganz zentral und nicht mehr wegzudenken.

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass ein Großteil der Kaffeetrinker ein – aus meiner Sicht – schlechtes oder zumindest nicht perfektes Produkt in ihren Kaffeetassen hat. Da häufig die Qualität fehlt (bspw. aufgrund von zu alten Bohnen) oder zu wenig Zeit in die Zubereitung investiert wird. In den meisten Fällen wird man dem Schwarzen Gold mit der Einstellung „Quick&Dirty“ auch nicht gerecht. Ein qualitativ hochwertiges Produkt bei einem Pfundpreis von 5 Euro zu erwarten, ist aus meiner Sicht schlichtweg nicht möglich. Kaffee ist und kann soviel mehr als einfach nur Koffeeinspender zu sein.

In diesem Sinne: Lerne das Produkt schätzen, nimm Dir einmal Zeit, um einen Kaffee ganz bewusst zuzubereiten und zu genießen. Du wirst es nicht bereuen.

Um die Einordnung und Unterschiede für euch deutlicher zu machen, folgt eine kurze „geschichtliche“ Einordnung in die Entwicklung der einzelnen ‚Waves‘.

Die erste Welle (ca. 1945 – 1965)

Vor und während des zweiten Weltkriegs waren Kaffeebohnen ein Luxusgut, teuer und dementsprechend nicht jeder Bevölkerungsschicht zugänglich. (Man munkelt, dass aus dieser Zeit der Begriff „schwarzes Gold“ stammt) Eine steigende Nachfrage nach dem zweiten Weltkrieg führte zu einer Ausweitung der Lieferstrecken und Erhöhung der Produktion und somit auch zu einem deutlichen Preissturz. Die Massenware Kaffee war geboren und für (fast) alle Haushalte zugänglich. Steigende Produktionsgeschwindigkeiten und sinkende Verkaufspreise führten zu einer Verringerung der Qualität.

Die zweite Welle (ca. 1965 – 1990er)

Die zweite Welle wird durch ein neues Bewusstsein für die Kaffeequalität der Konsumenten geprägt. Dieses neue Verständnis für Kaffee begründet die Basis für die Dritte Welle. Kaffeekonsumenten forderten und kauften zu – wieder höheren Preisen – bessere Bohnen und förderten somit auch bessere und qualitativ hochwertigere Produktionsbedingungen. Mit der zweiten Welle eröffneten Kaffeehäuser, deren Bestreben es war, besseren Kaffee anzubieten und zuzubereiten. Anders als bspw. in Amerika war diese Welle in Deutschland aufgrund großer Markenröstereien kaum spürbar. Der Kaffee war hier auf dem Weg weg von der Massenware hin zu einem Genussmittel.

Die dritte Welle (ca. Mitte 1990er – heute)

Die Weiterentwicklung des Bewusstseins für hochwertigeren Kaffee hat sich bis in die heutige Zeit fortgesetzt. Mehr noch: Third-Wave-Cafés boomen gerade, vollkommen zurecht, wenn man bedenkt, was diese Bewegung für mich ausmacht: Eine gute, gewissenhafte, teils auch liebevolle Zubereitung steht seitdem im Fokus. Auch die Kaffeebohne bekommt viel Beachtung.

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3 Gedanken zu „Die Third-Wave-Bewegung“

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