Ich bin ein absoluter Espresso-Fan. In allen Varianten. Warm, kalt mit und ohne Milch (Ersatz)Produkten. Lange Zeit gab es für mich auch sehr wenig links, sehr wenig rechts davon. Filterkaffee war immer ein Gebräu ohne erwähnenswertes Aroma oder Geschmack. Bei Oma schmeckte er immer gleich und war schwarz nur schwer runter zu bekommen.
Vor einiger Zeit besuchte ich ein Café in Hamburg, wo neben den klassischen espressobaiserten Getränken auch eine sehr große Auswahl an Filterkaffees auf der Karte standen. Von den verschiedensten Zitrusfrüchten, über eine ganze Fülle an Nusssorten hinzu den Schokoladennoten war alles vertreten.
Und plötzlich: Filterkaffee
Zugegeben, mir waren aus dem Augenwinkel auf den Karten von Cafés immer mal auch klassische Filterkaffees aufgefallen, eine besondere Beachtung habe ich diesen aber nie geschenkt. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber gerade einen Artikel über den Aufschwung des Filterkaffees gelesen hatte, gab ich mich der Laune des Moments hin, hier selbst zu testen. Zudem klangen die Kaffeenoten aufregend und schlichtweg nach mehr als einfach nur „Omas Kaffee“.
Frisch mit Zeit gebrüht
Ins Auge fiel mir besonders die mir bis dahin unbekannte Zubereitungsart: Das Café verwendete eine Hario V60 und der Kaffee wurde, trotz der vielen Kunden, in aller Ruhe zubereitet. Ich wählte eine Sorte die nach Nougat und Grapefruit schmecken sollte und bekam nach knapp fünf Minuten einen erstaunlich hellen Kaffee serviert. Der erste Impuls: Was eine dünne Plörre. Die erste Reaktion: Wo sind Milch und Zucker? Ihn schwarz trinken – was bei Espresso wunderbar funktioniert – war bei Filterkaffee bei mir bis dahin unmöglich. Trotzdem nahm ich einen ersten Schluck und wurde von dem intensiven aber nicht aufdringlichen Aroma positiv überrascht.
Meine ersten Versuche mit der Chemex
Begeistert wusste ich ab diesem Moment: Ich, der eingefleischte Espressionist hatte eine Alternative gefunden. Stets habe ich mit Bangen an den Moment gedacht, an dem meine Siebträgermaschine zur jährlichen Wartung muss. Als „Espresso-Junkie“ waren diese zwei Wochen Abwesenheit eine Art Horror-Szenario. Was lächerlich und vielleicht dezent nach Abhängigkeit klingt, war immer eine reelle Sorge. Durch die Entdeckung von Filterkaffee konnte ich diese Sorge begraben. Heute habe ich neben Espressobohnen immer mindestens zwei Sorten Filterkaffee im Haus. Regelmäßig erfreue ich an der Zubereitung und den vielseitigen Aromen.
Statt in 30 Sekunden für einen Espresso die Perfektion zu suchen, komme ich während der Zubereitung zu Ruhe. Genieße den Duft, die Aromen und die Gleichmäßigkeit mit der dieser Kaffee zubereitet wird. Filterkaffee so zubereitet ist – nicht nur für mich – eine Einstellungssache. Denn hier bekommt das Gefilterte die Aufmerksamkeit die es verdient.
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